Mobile Architektur e.V.
Zeitungsartikel Nürnberger Nachrichten 07.12.15
Categories: General

“Mobile Architektur” sucht Platz für Bauwagen-Siedlung

Mitglieder des Nürnberger Vereins leben lieber ein bisschen ungewöhnlich – 07.12.2015 19:10 Uhr

NÜRNBERG – Nicht jeder träumt von einem Häuschen mit Garten und Garage – manche Menschen mögen es kleiner und freier, so wie die Mitglieder des Vereins “Mobile Architektur”. Sie leben in Bauwägen und suchen in Nürnberg einen Standplatz, auf dem sie eine Siedlung gründen können. Unterstützt werden sie bei diesem Vorhaben von der SPD-Stadtratsfraktion.

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Manche Menschen möchten in Bauwagen leben, wie hier in Lüneburg. Der Nürnberger Verein “Mobile Architektur” sucht in Nürnberg nun ein Gelände, auf dem er eine Wagenburg aus bis zu 30 Bauwagen errichten kann. © dpa

Lebe lieber ungewöhnlich – so sehen es die Mitglieder des Vereins „Mobile Architektur“, der sich kürzlich gegründet hat. Das Zuhause der rund 30 Mitglieder sind Bauwagen. Der Wunsch des Vereins: Sie hätten gerne einen etwa 2000 Quadratmeter großen Platz, auf dem die rund 30 Bauwagen gemeinsam stehen können – quasi als kleine Stadt in der Stadt.

Unterstützt wird der Verein vom Nürnberger SPD-Stadtrat Gerald Raschke. „Vor mehr als einem Jahr sind einige der Leute an mich herangetreten und haben mir die Idee erläutert“, sagt Raschke. „Ich bin selbst mit meiner Frau 20 Jahre lang in einem VW-Bus um die Welt gezogen. Zwar nur im Urlaub, aber ich kann dieses Lebensgefühl durchaus nachvollziehen.“

Deswegen brachte er das Thema schon im vergangenen Jahr in einem Stadtplanungsausschuss auf die Tagesordnung. Damals kam der Ausschuss zu dem Ergebnis, „dass alternative, experimentelle Wohnorte das Spektrum des Nürnberger Wohnungsmarktes erweitern und damit der Vielfalt individueller Wohnwünsche Rechnung tragen können“. Die Verwaltung hatte damals grundsätzlich Gesprächsbereitschaft signalisiert, aber erst, wenn es einen konkreten Ansprechpartner mit entsprechendem Konzept gebe.

Und den gibt es nun: Diejenigen, die damals Raschke kontaktiert hatten, haben inzwischen den Verein „Mobile Architektur“ gegründet und den Wunsch nach einem Stellplatz geäußert. Damit landet das Thema erneut auf der Agenda des Stadtplanungsausschusses.

Der Verein „Mobile Architektur“ möchte in der Bauwagen-Kolonie wohnen – die Verweildauer der circa 25 bis 30 Bewohner wäre dabei variabel. Manche möchten nur ein Jahr bleiben, andere mehrere. Grundsätzlich soll es aber auch ein Ort der Begegnung werden, an dem es Kulturveranstaltungen, Kleinkunst, Musik oder Workshops zu ökologischen Themen geben soll.

Sollte die Stadt eine geeignete Fläche anbieten können, würden die Bauwagen-Bewohner eine Pacht zahlen. Das ganze Konzept wäre vertraglich abgesichert, auch der Anschluss der Bauwagen an die Wasser- und Müllentsorgung wäre rechtlich geregelt. Die Stromversorgung wäre über Photovoltaik-Anlagen gesichert, so der Verein. Das Zusammenleben unter den Bewohnern soll gemeinsam organisiert werden. Nachhaltigkeit, der sparsame Umgang mit Ressourcen, die Nähe zur Natur und eine reduzierte Lebensweise sollen das ökologische Bewusstsein schärfen.

Beispiele für Bauwagen-Siedlungen gibt es unter anderem in Bremen, Freiburg, Würzburg und München. Auch in Erlangen existiert auf dem Gelände der ehemaligen Ferris-Barracks am Röthelheimpark das Projekt „Experimentelles Wohnen auf Rädern“, bestehend aus zehn Wagen mit neun Bewohnern. Die Wagen sind an das Abwassernetz angeschlossen, es werden Stellplatz- und Müllgebühren entrichtet. Die Stromversorgung der an ökologischen Prinzipien orientierten Wohngemeinschaft erfolgt über eine Solar- und Windkraftanlage.

Claudia Urbasek

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